131ciebrecitte Tamitien3eituai 2, Zier Sippe Siebrecht HERAUSGEGEBEN VON HANS ALEXANDER SIEBRECHT WERKLEHRER A.D. • KASSEL ADOLFSTRASSE t7 Ch9ierier hat Holzbildharierin Wwe. Ursula Eacmeister, geb. Siebrechf, Goslar, ein Bild ihrer Werke für die diesjöhrige Weihnachtsausgabe unserer Familienzeitung in dankenswerter- weise zur Verfügung gestellt. Diesmal sind es einige Krippenfiguren, welche so recht zu einer frohen weih'lochtsstimmung passen und ganz besonders unseren Kindern gefallen werden. Trotz der vielen gefahrdrchenden Spannungen, möge die Weih- nachtsbotscheal unseren Glauben und unsere Hoffnungen an den Frieden in der Welt starken. Auch. möge die unselige Trennung in unserem Vaterlande nun endlich das ersehnte Ende finden. Aber bis dahin laßt uns, wie bisher, die lieblose Grenze durch grenzenlose Liebe zu überbrücken versuchen! Allen treuen Sippenangehörigen,. welche auch wieder im ver- gangenen Jahr durch ihre speiiden mit dazu beigetragen heben, ver- gangenen im Namen der Empfänger für ihre Sippenhilfe von uns aus von ganzem Herzen gedankt, Indem wir auch für 1963 alle Brüder und Schwestern der Sippe Siebrecht. um Spenden für unser einzigartiges Liebeswerk grüßen wir mit den besten Wünschen für das Weihnachtsfest u. das kommende Jahr Eure Hans Alexander und Rin Siebrecht egg Pr4;:„.. 497,J1 Familiennachrichten 1 Die Sippe Siebrecht beklagt in tiefer Trauer den Verlust folgender Sippenschwestern: Klara Siebrecht, geb. Goerke — Hildesheim 1. Okt. 1876 Hannover t 4. Aug. 1962 Steinhude/Meer Meinbrexer-Linie Witwe Klara Siebrecht, war die Tochter des Malermeisters Gustav Goerke und die Gattin des 1952 vertorbenen Architekten Karl Siebrecht in Hannover. (Siehe 'Farn. Ztg. Nr. 3, Seite 9) Ihr ältester Sohn, Dr. Ing. Jürgen S,, Architekt in Würzburg, wird seit Nov. 1944 in Serbien vermißt. Eleonore 5., die älteste Tochter, lebt als Oberstudiendirektorin des Gymnasiums für Mädchen in Cuxhaven. Die zweite Tochter Ursula ist verheiratet mit Dr. phil. Peter von Oertzen, Dozent der Universität Göttingen und Abgeordneter des Niedersächsischen Landtages. Nach dem Verlust ihres geliebten Mannes, lebte Klara S. mit einer Freundin zusammen in HildesheiM. Erst die letzten Monate ihres Lebens, in denen sie pflegebedürftig wurde, verbrachte sie bei ihrer Schwiegertochter Elisabeth 5., geb. H?ßler, in Steinhude/Meer, wo sie in jungen Ehejahren mit ihrer Familie im eigenen Strandhaus glückliche Tage der Ruhe und Erholung genossen hatte. Der von ihr in den letzten Wochen oft gehegte Wunsch, bald zu sterben, hat sich nun in ihrem geliebten Steinhude erfüllt und damit des reiche Leben unserer lieben Sippenschwester Klare Siebrecht, geb. Goerke, vollendet. Katharina Siebeecht, geb, Kersten, Kassel-Kirchditmold 18. Juli 1869 Wahlershausen bei Kassel t 2. Okt. 1962 Kassel-Kirchditnnold Kasseler-Linie Stadtamtmann i, R. Karl Siebrecht, Kassel-Wilhelmshöhe, widmete seiner Tante, Katharina Siebrecht, folgenden Nachruf; Sippenschwester Katherina S.war mit ihren 93 Jahren die augenblicklich älteste Angehörige unserer Sippe. Ihr Ehemann, der Rb.-Vorschlosser Karl 5., war als Sohn des Kurfürstlichen Schloß-und Silberwärters August S. am 19. 8. 1867 in Harschowitz/Böhmen geboren. Die Ehe wurde am 23. 9.1893 in Kassel geschlossen. Ihr Sohn Kerl geb. 26. 7. 1896, war Kaufmann und ist als Kriegsfreiwilliger am 13.11. 1914 bei Yperri gefallen, was die Mutter in ihrem ganzen Leben nicht zur Ruhe kommen ließ. Ihre Tochter Lina, geb. 13.3.1900, war mit dem Behörden-Angestellten Friedrich Horche in Kassel verheiratet, der am 30.11. 1958 verstarb. Aus dieser Ehe entstammen zwei Töchter, die heute ebenfalls in Kassel verheiratet sind. Meine Tante Katharina 3. war aus altem Schrot u. Korn und führ- te mit ihrem Mann eine mustergültige Ehe. Nun hat ihr geseg- netes und langes Leben in Freude u. Trübsal sein Ende gefunden. Fridel Siebrecht, geb. Segeletz, Luckenwalde 5. Aug. 1902 Rathenow t 2. Nov. 1962 Luckenwalde Bökendorfer-Linie Als Fridel 5. nach langer Krankenhausbehandlung endlich wie- der nach Hause kam, hatte man gehofft, daß sie sich nun recht bald wieder erholen würde. Aber leider hat es das Schicksal anders gewollt. Der einzige Trost in diesem großen Leid, kann — 126 — nur der Gedanke sein, daß Gott sie und ihre Angehörigen, durch ihren verhältnismäßig frühen Tod, vor noch größerem Leid bewahren wollte. Fridel S. war in ihrem Leben ganz fürsorgliche und liebende Frau und Mutier. Und im optischen Geschäft ihres Mannes, als auch im eigenen Geschäft, war sie zu jeder Zeit die immer hilfsbereite und zu aller Kundschaft äußerst verbindliche Beraterin. Wie glücklich und strahlend haben wir Fridel S. mit ihrem Mann Anton, ihrer Tochter Inge und ihrem Sohne Dieter auf unseren Familientagungen in Kassel und Gelsenkirchen gesehen und wie tief traurig war sie, als die Verbindungen zu ihren Verwandten durch die äußeren Umstände so jäh abgebrochen waren. Ebenso traurig nehmen wir darum von Dir, liebe Sippenschwester Fridel S. Abschied, aber versprechen zugleich, Dich nie zu vergessen! Ehre ihrem Andenken 1 Schmied Aug ust Siebrecht und Frau Rosa, geb. Schus t e r in Adelebsen, konnten am 19. X1.62 das Fest ihrer Silbernen Hochzeit begehen. Betriebselektriker Hans Günter Siebrecht und Frau Hannelore, geh. Kusche, geben die Geburt ihrer dritten Tochter namens Heike bekannt_ Wuppertal-Elarmen, den 10. Januar 1962 Es verlobten sich: Helga Siebrecht, Meinbrexen —Jürgen Großkopf, Velpriehausen/Solling. Meinbrexen Nr.29, den 27. Okt. 1962 Beate SielDrecht,Bosseborn/Krs.Höxter—FranzTrepp e r, Lengenberg/Rhld. Bosseborn Nr. 53, den 27. Okt. 1962 Es feierten ihren 80. Geburtstag am 26, 9.62 Pensionär Heinrich Se Bodenfelde Siehe Fan-I. Ztg. Nr. 17, Seite 72 u. Farn. Ztg. Nr, 19, Seite 79 80. Geburtstag am 27. 9.62 Witwe Frieda Se geb. Milker, Kassel 75. .r.r „ 13. 9.62 Altbauer M?riin Se Breclenbecki Krs, Stade 70. Fl „ 3.12. 62 Gärtnermstr. i. R. Philipp Se Kas- sel-Ndzw. Holzbildhauerin Witwe Ursula Bacmeiste r, geb. Siebrecht, Goslar, hatte den sehr beachtlichen und ehrenvollen Auftrag, für die Orgel der jahrhundertealten St. Sixtikirche in Northeim/Hannover, neue Orgelohren zu arbeiten. Es sind dies zwei je 5 Meter lange Seitenornamente im Barock. stil, welche den gesamten Orgelprospekt rechts und links abrunden. Im Februar 1962 war der Auftrag ausgeführt und die restaurierte Orgel konnte eingeweiht werden. Damit bestehen, außer den alten Beziehungen der Sippe Siebrecht über die Rhurnemühle, zur Stadt Northeim nun auch noch solche über die Sixtikirche. Nachdem der für 1962 in Northeim geplante große Familientag leider nicht stattfinden konnte, werden wir hoffentlich im kommenden Jahr 1963 Gelegenheit haben in Northeim u. a. auch die Kunstwerke unserer Sippenschwester Ursula Bacmeisier, geh. Se an der wunderschönen Orgel der St. Sixtikirche zu sehen und zu bewundern, Stadtoberinspektor i. R. Jean Siebrecht, Kassel, wurde für seine 40 jährige Mitgliedschaft in dem Landesverband Hessen der Kommunalbeamten u. -angestellten, geehrt. Auf dem „Reitturnier Kassel 1962" errang Lud w. Siebrecht, Kassel-Waldau, auf „Kavalier" in Klasse A bei den Dressurprüfungen Abtlg. A den ersten Preis. Zu obigen freudigen Ereignissen bringt die Sippe Siebrech! allen Beteiligten die herzlichsten Gliickwiinsche dar! Schluß: Marie Siebrecht, vereher. Lerche / Keller Ihre Tochter Mia Lerche, jetzt wohnhaft in Erfurt> verfaßte über ihre Mutter folgende Lebensbeschreibung, die hier im Auszug folgt: a r i e Luise Wilhelmine Siebrecht, wurde geboren am 22.701. 1870 in Bukarest, als fünftes Kind von acht lebenden Geschwistern, sie war das zarteste und .sensibelste. Durch die Masern, die sie als Kind bekam, behielt sie ein Ohrenleiden zurück, das sich im Laufe des Lebens immer mehr verschlimmerte und fast zur vollen Taubheit führte, sodaß sie schwer unter der mehr und mehr sich ausbreitenden Isolierung von der Welt litt. Am B. IX. 1897 heiratete sie nach sechsjähriger Verlobungszeit den Kaufmann August Constantin Lerche, geb. 16. XII. 1865 in Erfurt, dem sie nach Erfurt folgte. Am 3. X. 1898 bekam sie ihr erstes Kind, Marie Elisabeth Käthe, stets nur Mie genannt, am 9. VII. 1900 ihren ersten Sohn, der aber am gleichen Tage starb und am 12. VI!. 1901 ihren zweiten Sohn, Karl Franz Friedrich Waldema r. Im Jahre 1909 übersiedelte die Familie nach Apolde, wo sie drei Jahre lang blieb, um dann 1912 nach Bukarest auszuwandern, Bis zum Jahre 1916, als Rumänien in den Weltkrieg eintrat, hatte Marie ihre schönsten, sorglosesten Jahre. Dann kam vorerst ihres Mannes Internierung in der Jalomita. Im Oktober. 1916 sollte er nach Deutschland mit noch acht anderen Deutschen gegen rumänische Ärzte ausgetauscht werden. Seine Familie nahm er mit. Leider gingen 1918 Marie mit ihrem Manne und der Tochter nach Bukarest wieder zurück, wo noch die deutsche Besatzung war. Nach dem Zusammenbruch 1918 wurde ihr Mann nun abermals interniert. Großes Leid trug damals meine Mutter, denn es wurde ihr verwehrt, ihren Mann zu sehen und zu sprechen und als sie dann am 20. XII. 1918 die Nachricht von seinem Tode bekam, antwortete ihr die Gefängnisleitung auf die Frage, warum sie ihren Mann nicht mehr zu Gesichte bekommen durfte: „War er denn nicht Präsident der Vereinigung der Reichsdeutschen?' Um das Leben zu fristen, mußte der noch bestehende Hauzhal,' verschleudert werden, Im Juli 1919 ging es dann mit einem deutschen Lazarettzug nach Deutschland. Meine Mutter fand bei ihrer jüngsten Schwester Mathilde Keller, geh, Siebrecht, die mit ihrer Familie aus Rußland geflüchtet war, ein Unterkommen auf dem Lande. Sie heiratete geflüchtet in zweiter Ehe am 15. VIII. 1921 in Unterlauchringen bei Waldshut ihren Schwager Jakob, gen. Jascha Keller, den Witwer ihrer 1918 in Rußland ermordeten Lieblingsschwester Milli. Emilie Siebrecht, verehelichte Keller Emilie Henriette Alwine, gen. Milli Siebrecht, geb. am 6. VIII. 1872 zu Bukarest, heiratete am 21. 1X. 1906 den Großgrundbesitzer Jakob, gen. Jascha Keller aus tvtigaevo, Bezirk Cherson bei Hoffnungsthal, Nähe Odessa, Er war Witwer und hatte aus erster Ehe sechs Kinder. Ihre Ehe blieb allerdings kinderlos. Die bolschewistische Revolution 1917 vernichtete auch hier alles. Am 5. VI. 1918 wurde Keller, geb. Siebrecht von plündernden Horden beim Raubüberfall auf ihr GuI erschossen. Deutsche Soldaten, welche kurz nach der Bluttat auf den Hof kamen, haben sie mit militärischen Ehren auf dem evangelischen Friedhof in Hoffnungsthal beigesetzt. „Wer das herrliche Gemüt, der nun von allem Erdenleid Entrückten kannte, wird unseren Schmerz verstehen", stand in der Parte, weiche die Bukarester Geschwister für die Verstorbene verfaßten. Ernst Siehrecht Vor Ernst wurde dem Ehepaare noch das Söhnchen Karl geboren, das aber mit 2'/2 Monaten an Keuchhusten starb. Ernst Georg Karl Siebrecht, der dritte unter den überlebenden Söhnen, geb. am 9. Vl. 1876 zu Bukarest, heiratete am 3. VI. 1908 mit 32 Jahren die 22 jährige, evangelische, schweizer Bürgerin Valerie Suter. Aus der Ehe stammen zwei Kinder, der heutige Ingenieur Willy Siebrecht und seine Schwester Erika, verw. von Hellberg, welche mit ihren beiden Söhnen Rolf und Hans Joachim und ihrer heute 76 jährigen Mutter in Stuttgart lebt. — 127 — Von Ernst Siebrecht liegen erfreulicherweise handschriftliche Aufzeichnungen vor, die er einige Monate vor seinem Tode für seinen Sohn Wdly am 17. IV. 1934 in Bukarest verfaßt hatte, der sich sehr eingehend mit der Geschichte der Familien Siebrecht-Suter befaßt hat. Hier folgt ein Auszug aus jenem Brief: „Ich habe die hiesige (Bukarester) Realschule absolviert, praktizierte als Schlosser und Feinmechaniker in der Telegrafen- und Signelbauanstait von Teiricli & Leopolder - Bukarest, ferner bei der AEG in Bukarest als hlilfs- und selbständiger Elektromonteur, u. a. fertigte ich die Einrichtung der Bühnenbeleuchtung des Bukarester Nationaltheaters, der Tabakfabrik (Fobrica de Tutun Bucuresti), der Pyrotechnia Armatei - Bukarest, mancher Brauereien u. a. m. Dann arbeitete ich bei der Filiale der Firma Schuckert in Bukarest, dann beim Stammhause Schuckert in Nürnberg in der Ankerwickelei, im Me-ßinstrumentenbau und in der Bogenlampenfabrik, lernte alle Messungen und Eichungen von Zählern und ivief3instruenenten kennen, praktizierte in den Probierräumen für Gleich- und Wechselstrom. Im Auftrage der Firma Schuckert war ich dann längere Zeit in Darmstadt bei der Firma E. Merk und installierte die neu eingerichteten Laboratorien an der Technischen Hochschule Darmstadt für Professor Kittler. Dann studierte ich nach 5 Semester in Hildburghausen Elektrotechnik. Nachdem ich hier mein Ingenieur-Examen abgelegt hatte, wurde ich von Schuckert in Nürnberg als Montage-Ingenieur mit Merk 100,— eingestellt. Hier bearbeitete ich nun u. a. die elektrische Installation des Bahnhofs Regensburg, verschiedene Schulanstalten u. Theater. DCI damals eine große wirtschaftliche Krise herrschte und Firmen wie Helios in Köln, Union in Berlin, Kummer in Dresden (heute Sachsenwerk) Pleite machten, wurde nach langem Kampfe die Fusion Siemens-Schuckert und AEG-Union durchgeführt. Eine zufällig gelesene Anzeige in der E. T. Z. von AEG Berlin veranlaßte mich, mich um die ausgeschriebene Stellung zu bewerben. Ich bekam den Posten eines Projektierungsingenieurs mit Mark 180,— Gehalt, Im neuen Büro waren etwa 35 Ingenieure aus aller Herren Länder versammelt. Wegen meiner guten Praxis bekam ich große Projekte zur Ausarbeitung, wie die Charite in Berlin, die Theater in Braunschweig, Schwerin, Theater Luitpold in München u. o. m, Förderanlagen in Westfalen und Schlesien, Eisenbahnen in Schweden und Finnland, Hafen in Constanze, Eisenbahnwerkstätten in Jassy und Bukarest, Überlandzentrale auf der Insel Mauritius u. a., welche alle zur Ausführung kamen. Im Büro in Berlin war ich der technische Berater aller meiner Kollegen, was für mich von großem Vorteil war. Im Jahre 1902 wurde mir die technische Leitung der AEG-Filiale Bukarest übertragen, welche ich dann bis 1 906 innehatte, Da dann eine rumänische Gesellschaft gegründet wurde und ich mich nicht unter einer jüdischen Direktion betätigen wollte, dankte ich ab. Ich bekam ein sehr gutes Zeugnis, unterzeichnet von Generaldirektor Rathenau, Direktor Deutsch und Prokurist Pfeffer. Ich machte mich nun selbständig. Und das Weitere hast Du ja selbst erlebt." In diesem Ereignis liegt m. E. der Mißerfolg seines Lebens. Wie auch seine beiden älteren Brüder Adolf und Fritz war auch er kein Kaufmann, hingegen sicherlich der geborene Ingenieur, ein ausgezeichneter Techniker. Neben elektrischen Installationen aller Art, unterhielt er auch noch ein Verkaufsgeschäft in Bukarest für alle elektrischen Einrichtungsgegenstände, zuletzt in Pasagiul Comedia. So stellten sich schon bald finanzielle Schwierigkeiten ein, die nur mit Mühe gemeistert werden konnten. Seine Familie übersiedelte 1915 nach Kippenheim bei Lehr in Baden. Er selbst wurde Soldat bis Ende 1918, Er war Funker im Großen Hauptquartier. Durch ein von ihm selbst auf den Prinzipien der Wahrscheinlichkeitsrechnung erdachtes System, war es ihm möglich, alle verschlüsselten Feindnachrichten zu entschlüsseln. Auf solchem Gebiet lag seine Stärke. Sein Bukarester Geschäft führte sein Bruder Fritz weiter. Der Ausbruch des Deutsch-rumänischen Krieges 1916 und sein Ausgang liquidierten auch diesen Anfang eines Lebenswerkes Ernst S. gründete nach 1918 in Kippenheim ein ähnliches Unternehmen wie in Bukarest. Doch auch dort bedrückten ihn finanzielle Schwierigkeiten und zu einem Aufblühen des Geschäftes kern es nicht. Um 1930 übersiedelte dann die Familie wieder nach einer kurzen Zwischenstation in Berlin nach Bukarest, wo Ernst Siebrecht am 18. VIII. 1934 starb. Sein Sohn Willy 5. absolvierte als Elektro-Ingenieur das Techni• kum Ilmenau/Thür. und lebt heute in Kippenheim/Bilden. Mathilde Siebrecht, verehelichte Keller Ober Mathilde Keller, geb_ Siebrecht, äußert sich ihr Sohn Bruno Keller— Darmstadt, wie folgt: „Meine Mutter wurde am 8. X. 1878 in Bukarest geboren, als zweitjüngstes Kind der acht lebenden Geschwister Siebrecht. Bis zum 16. Lebensjahre besuchte sie die Deutsch-evangelische Schule in Bukarest und trat daraufhin eine Stellung als Lehrerin an. Anläßlich eines Besuches bei ihrer Schwester Emilie in Migaevo bei Odessa, die mit dem dortigen Großgrundbesitzer Jakob, gen. Jascha 1‘,..ollcr, veri-le:ratet war, lernte sie dessen Bruder Karl Keller kennen, mit dem sie dann am 8. XII. 1908 die Ehe einging. Nach einem ruhigen Leben auf dem Erbgute Hoffnungsthal bei Odessa, beginnen für sie die Zeiten der Prüfung und Bewährung ihrer besten Eigenschaften als Frau und Mutter: Liebe, Treue, Güte und auch im höchsten Maße Mut, Ausdauer, Energie und Intelligenz. Im Jahre 1913 zieht sie mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen Otto, geb. am 23. III. 1910 und Bruno, geb. am 22. VII. 1912 auf das neu hinzugekaufte Gut Aljaksa bei Pensa nach Mittelrußland, hinter Moskau. Es ist im Gegensatz zum Süden eine für sie völlig neue Umgebung. Dort waren allerlei Deutsche auf dem Gut zu finden, der gesamte Bekanntenkreis hatte fast nur aus Deutschen bestanden, ebenso wie der gesamte Personalbestand und die Arbeiterschaft auf dem Gute. Umgekehrt in Aljaksa Sie finden überhaupt keine Deutschen vor, alles Stockrussen. Längere Zeit ist nicht einmal ein deutsches Mädchen für die Kinder aufzutreiben. In dieser Situation überrascht sie der Krieg. Ihr Mann wird, de russischer Staatsangehöriger, sofort als Offizier eingezogen. Sie übernimmt selbst den gesamten Abrechnungs- und Behördenverkehr, was gerade in Kriegszeiten keine Kleinigkeit war. Das Gut bestand aus 2000 Hektar Acker und Wald, zu denen eine Spiritusbrennerei gehörte, die eine Jahreskapazität von etwa 10 000 Wedro = 100 000 Liter Brennspiritus hatte, der aus eigenen Kartoffeln hergestellt wurde. Aber nicht nur diese Aufgaben, sondern auch caritative und kulturelle Pflichten nahmen in dieser Zeit Mathilde Keller sehr in Anspruch. Sie waren es, die in besonderem Maße ihr die Achtung und Liebe aller ihrer Untergebenen und Gleichgestellten einbrachten und welche die Familie bei Ausbruch der Unruhen wahrend der Revolution 1917 vor dem sicheren Untergang bewahrte. Das alles hatte gemeinsam mit einer gerechten und von menschlichem Gefühl getragenen Behandlung der Untergebenen zur Folge, daß bei Ausbruch der Revolution, als im Nachbardorf die Leute von den Kommunisten zur Plünderung des Gutes aufgewiegelt wurden, sofort eine Anzahl von ihnen dieses meldete, um die Herrschaft zur Flucht zu veranlassen. Außerdem beteiligte sich keiner der Hofleute (nach späteren Aussagen des Verwalters) an der Plünderung des Gutes. Es folgte die Flucht von Aljaksa zunächst nach Pensa, wo der :Jus dem Kriege zurückgekehrte Gatte zur Familie zurückfand. Schließlich konnte die Flucht nach Odessa fortgesetzt werden, eine Strecke von etwa 1500 km, die in 14 Tagen, teils per pedes, teils per Ponjewogen, bewältigt wurde. Es war eine Kette von Plünderungen, Hunger, Durst und Verzweiflung. Denn jede Partei, ob Weiß oder Rot, oder tschechische Legion, tritt fast nur in Bandenform auf, und versucht jeden, dessen sie habhaft werden kann, zu plündern. Schließlich ist Odessa erreicht und damit ein Gebiet, das relativ noch ruhig ist, da es nach von deutschen Truppen besetzt ist, In Floffnungsthal gibt es eine Atempause. Mit Abzug der deutschen Truppen aus der Ukraine ändert sich das Bild. Oberfälle nehmen überhand. Mathildes Schwester Emilie Keller, wird, wie oben schon berichtet, auf dem eigenen Gutshof Migaevo von den Russen ermordet. Andere Verwandte werden mißhandelt oder entgehen nur durch Zufall dem Tode. Erneute Flucht ist nötig und eines Tages steht die Familie Keller in Berlin fast ohne Geld und Gepäck, denn auf der Durchreise durch die Tschechoslowakei hatten die Tschechen die Familie restlos ausgeplündert und sie besaß nur noch das wenige Geld, das ein bekannter Pfarrer für sie nach Deutschland hatte bringen können. Die Familie lebt zunächst auf dem Rittergut Tirpitz bei Lebus im Oderbruch, bei Frankfurt/Oder, das eine Flüchtlingsgesellschaft gekauft hatte, dann in Altlevin, Kreis Wriezen bei Berlin und kommt schließlich noch Kippenheim bei Lahr, wo sich eine, stattliche Anzahl anderer Verwandter, die aus Rumänien geflüchtet waren, zusammengefunden hatte, Karl Keller gelingt es in Gemeinschaft mit seinem Bruder Jakob eine Gastwirtschaft mit Landwirtschaft verbunden in Unterlauch•ingen bei Waldshut zu kaufen. Hier finden sich auch noch andere Verwandte ein und schließlich sind die drei Schwestern Mathilde Keller, geb. Se Dora Binder, geb. S. und Marie Lerche, - 128 — geb. 5., beisammen. Das Geschäft ging ausgezeichnet, zumal auch täglich 200 Essen ausgegeben wurden, was für ein Gasthaus enorm war und was die drei Schwestern Siebrecht vor schwere Aufgaben stellte. Nach Weggang der Familie Binder waren nur noch zwei Schwestern Siebrecht übrig, die sich in die Arbeit teilen mußten. In dieser Zeit kränkelte Jakob Keller, sodaß Karl Keller mit seiner Frau Mathilde den gesamten Gastbetrieb aufrecht erhalten mußten. Inzwischen hatte Marie, verwitwete Lerche, die schwerhörig war, Jakob Kellergeheiratet, den sie nun pflegen mußte_ Damit war für Mathilde die Belastung zu groß und der „Grüne Baum" in Unterlauchringen mußte verkauft werden. Jakob und Karl Keller kauften, um überhaupt noch etwas in der Hand zu haben, 1922 ein Doppelunwesen mit Sägewerk in Marktsteinach bei Schweinfurt. Karl Keller und seine Frau hatten nunmehr den gesamten Geschäftsbetrieb zu bewältigen und für alle auf dem Anwesen lebenden Menschen, also für den todkranken Jakob Keller, seine schwerhörige Frau Marie, seine inzwischen dazugekommenen beiden fast taubstummen Kinder Jascha und Lydia und für die eigenen Kinder zu sorgen. Mathilde Keller führte das finanzielle Ressort und es ist erstaunlich, wie es ihr gelang, nicht nur alle durchzubringen, sondern auch noch ihren beiden Söhnen den Besuch der Realschule in Schweinfurt zu ermöglichen. Gerade in dieser Zeit der Not und des Elends trat ihre liebevolle und ruhige Entschlossenheit besondes hervor, und ihre maßvolle Klugheit verhinderte Streitigkeiten mit den Verwandten, die sich nach dem Tode von Jakob Keller mangels Einsicht und Verständnis für die Geschäfte, zurückgesetzt fühlten. Infolge des schlechten Geschäftsganges in dieser armen Gegend, mußte Marktsteinach dann verkauft werden. Die Familie kam nach einem kurzen Zwischenspiel in Kippenheim, wo Mathilde Keller durch ihre Handarbeiten ihre Familie ernährte, nunmehr nach Buggingen. Hier hatte Karl Keller, der einstmalige Großgrundbesitzer, eine Stelle als Arbeiter im dortigen Kaliwerk gefunden. Da sein Lohn für eine gute Ausbildung der Kinder nicht ausreichte, eröffnete seine Frau Mathilde in Buggin en ein Strickworengeschäft. Hier traf sie dann der schwerste Schicksalsschlag, von dem sie sich, obwohl nun nicht mehr so sehr ums tägliche Brot kämpfend, nie mehr erholte: Ihr Sohn Otto verunglückte als Forst- gehilfe bei einem Reviergang in Köpfering bei Amberg/Oberpfalz, tödlich. Von da an kränkelte sie dauernd. Trotzdem die Familie sich nicht gerade in wohlhabenden Verhältnissen befand, wurde Mathilde im Laufe der Zeit durch ihre Hilfsbereitschaft eine der beliebtesten Persönlichkeiten in Bug-gingen_ So war es möglich, daß sie, eine vollkommen unpoli tische Person, in Buggingen Frauenschaftsleiterin wurde. Kennzeichnend für die Art ihrer Betätigung ist wohl am besten die Erinnerung, die ihre ehemaligen Frauenschaftsmitglieder nach ihrem Tode am 10. VII. 1942 in Darmstadt und nach dem Zusammenbruch 1945 ihrem Sohne Bruno Keller gegenüber äußerten. Trotzdem die Familie diese ganzen Prüfungen und Belastungen zu überstehen hatte und immer im härtesten Daseinskampf stand, der die Nerven bis zum Zerreißen beanspruchte, war es niemals zu Unstimmigkeiten zwischen den Ehegatten gekommen, Abschließend und zusammenfassend möchte ich nun als Sohn über meine Mutter, Mathilde Keller, geb. Siebrecht, mein Urteil abgeben. Es ist des Höchste und das Beste, was man von iemandern sagen kann, Kurz: Sie war ein 'Vierischl' Ende. Ich schließe meine Arbeit mit dem letzten Vers aus jenem Gedicht des unbekannten, deutschen Emigranten von 1848: „Und würden jene, die zuhause blieben, wie Deine Fortgewanderten Dich lieben: Dann würden Deine Kinder gehen Hand in Hand und machten Dich zum größten Land auf Erden, wie Du das schönste bist, oh Vaterlandl" gez. Fritz Siebrecht, Bensheim/Bergstraße Niedergeschrieben in Bad-Wimpfen, im Währungsmonat Juni 1948_ Vollendet in Bensheim, Ostern 1950. Berichtigung: Fern, Ztg. Nr. 28 Seite 118, rechte Spalte: Die Ehe- schließung: Borckmann-Siebrecht erfolgte nicht 1942 sondern 1922. Ein Siebrecht-Bauernhof in Bredenbeck, Kreis Stade Bauer Johann Siebrecht-Bredenbeck Wie alte Dorfbewohner erzählen und was auch unsere Dorfchronik nachweist, war früher die jetzige Ortschaft Bredenbeck ein einstelliger Hof. Jedoch konnte er später nicht mehr gehalten werden und wurde daher an die drei Söhne des damaligen Besitzers verteilt. Hinrich Wohlers war einer der drei Söhne und erbte 80 Morgen Land mit einer Wassermühle. Da die Wassermühle alt war und nicht mehr genügend Wasser vorhanden war, baute Hinrich Wohlers 1850 an der Nordseite des Dorfes eine Windmühle. Die Windmühle besteht heute nicht mehr, Sie geriet im letzten Krieg durch Beschuß in Brand. Hinrich Wohlers hatte vier Söhne und eine Tochter. Drei Söhne wanderten nach Amerika aus. Der in Deutschland verbliebene Sohn erlernte das Müllerhandwerk und die einzige Tochter namens Engel Wohlers, heiratete 1892 den Modellschreiner Johann Siebrecht, welcher am 25.7.1858 zu Bargstedt geboren war. Seine Siebrecht-Vorfahren waren von Meinbrexen über Neukloster nach Bargstedt gekommen. Johann Siebrecht übernahm noch seiner Verheiratung von seinen Schwiegereltern Wohlers, den noch 40 Morgen großen Hof und bewirtschaftete ihn. Sein am 2. 8. 1894 in Bredenbeck geborener einziger Sohn Hinrich Siebrecht, starb im ersten Weltkrieg am 2. 8. 1915 in Rußland an der Ruhr. Da nun in der Familie Siebrecht keine direkten Nachkommen mehr vorhanden waren, wurde der Hof am 21. 3_ 1921 an den Neffen Martin Siebrecht, geb. am 13. 9. 1887 zu Wedel, Krs. Stade, und dessen Ehefrau Katharina S., geb. Miener, geb. am 16. 1. 1894 zu Kutenholz, übergeben. Martin und Katharina Siebrecht sind meine Eltern, Hier, auf dem elterlichen Hof in Bredenbeck, wurde ich am 16. 7. 1927 geboren und wuchs mit meinen drei älteren Schwestern Engel, Annemarie und Martha auf. Am 16. 1. 1958 wurde mir der Hof übergeben und am 10. 5. 1962 heiratete ich die eheliche Tochter Luise Müller, welche am 22_ 10_ 1937 in Nordenham, Krs. Wesermarsch geboren ist. Unser altes niedersächsisches Fachwerkhaus hat noch Strohdach. Hinter dem großen Haustor befindet sich die sehr geräumige Diele. Auf der linken Seite der Diele ist der Pferdestall und auf der gegenüberliegenden Seite ist der Kuhstall, welcher 1959 durch den Zwischenbau, in welchem die Kälberbuchten sind, vergrößert wurde. Im hinteren Teil des Hauses sind die Wohnräume. An Stelle der alten Scheune wurde 1955 die neue Scheune ganz aus Ziegelsteinen gebaut. In derScheune sind auch der Schweine-und Hühnerstall, sowie ein Kartoffelkeller, Hinter dem Haus und den Wirtschaftsgebäuden stehen mehrere alte, mächtige Eichbäume, unter denen das Federvieh seinen Auslauf hat. Dann folgt der Gemüse- und Obstgarten. Die landwirtschaftliche Nutzfläche unseres Betriebes beträgt z. Lt. 10,35 Hektar. Sie teilt sich auf in 62'10 Wiesen und Weiden und 38'/0 Ackerland. Als Hackfrüchte bauen wir Kartoffeln und Futterrüben, an Getreide Sommer- u, Winterroggen und Hafer. Ein Hektar Grünland ist mit Obstbäumen bepflanzt. An Vieh haben wir im allgemeinen: 2 Arbeitspferde, 5 Milchkühe, 2 — 3 Kälber, 2 —4 Zuchtsauen, 10-15 /Mastschweine, sowie 90-100 Legehennen, Die Pferde, sowie die Kühe und Rinder weiden von Mai bis Ende Oktober-November. Während dieser Sommermonate werden die Kühe draußen in den Weiden gemolken. Möge Gott zu unserer weiteren Arbeit seinen Segen geben! Der heutigen Farn. Ztg. Nr. 29 ist kein Begleitschreiben beigegeben.